Berufsmöglichkeiten nach dem Jura-Studium: Diese Jobs kannst Du ergreifen
„Mit Jura können Sie alles machen“. Diesen ermunternden Satz hat wohl jeder von uns schon von einem Professor zu hören bekommen. Gerade deshalb fangen viele das anspruchsvolle Studium an. Aber welche Jobs kannst Du denn wirklich als Volljurist ergreifen? Dieser Frage möchten wir in unserem Beitrag einmal nachgehen und Dir einen Überblick über die vielfältigen Berufsmöglichkeiten verschaffen.
Richter*in
Eine klassische juristische Tätigkeit ist der Beruf des Richters. Dort leitet man als Unparteiische Person Gerichtsverhandlungen und spricht Urteile. Speziell das hohe Maß an Unabhängigkeit und Freiheit im Berufsalltag sind große Vorteile des Jobs. Es gibt keine Vorgesetzten im klassischen Sinne und Dir werden nur sehr selten Anweisungen erteilt, mehr noch Richter sind grundsätzlich weisungsunabhängig. Der Job bringt durch den Beamten-Status eine besonders hohe finanzielle Sicherheit. Und die Fälle kommen von alleine, man muss sich folglich nicht um die Akquirierung von Mandanten kümmern. ;-)
Die Gehaltsaussichten sind durch die Gehälter-Struktur im Beamten-Verhältnis im Vergleich zu Anwälten begrenzt aber dennoch gut. Insbesondere der jeweilige Netto-Verdienst kann sich sehen lassen.
Voraussetzung für den Richterberuf sind aktuell zwei Staatsexamen mit Prädikat. Dies kann jedoch je nach Bundesland und äußeren Umständen im Einzelfall variieren.
Staatsanwalt
Wenn dich das Strafrecht begeistert, könnte Dir der Beruf des Staatsanwalts / Staatsanwältin gefallen. Als Staatsanwalt bist Du im Auftrag des Staates für die Strafverfolgung und Anklageerhebung zuständig. Es werden Ermittlungsverfahren eingeleitet, Hauptverfahren geführt und Strafen vollstreckt. Im Gegensatz zu einem Richter/in arbeitest Du bei einer Behörde. Dies hat zwar den Nachteil, dass Du weisungsgebunden gegenüber deinen Vorgesetzten bist. Daher musst Du dich zunächst auch in höhere Positionen hocharbeiten, bevor Du die spannendsten Delikte bearbeiten kannst. Auf der anderen Seite ist der Job jedoch äußerst sicher, da auch hier eine Verbeamtung stattfindet.
Für die Tätigkeit als Staatsanwalt werden grundsätzlich zwei Staatsexamina mit Prädikat benötigt. Das liegt übrigens, wie auch beim Richter, daran, dass der Staat nach "Best-Noten-Prinzip" einstellen muss.
Rechtsanwalt / Rechtsanwältin
Ungefähr achtzig Prozent aller Juristen ergreifen nach ihrem Studium einen Beruf als Anwalt. Du kannst dich entweder selbständig machen oder in einer Kanzlei angestellt arbeiten. Anders, als in der Justiz, spezialisiert man sich meist auf bestimmte Rechtsgebiete. Zum Beispiel Familienrecht, Arbeitsrecht oder Strafrecht. Grundsätzlich beraten Anwälte ihre Mandanten in rechtlichen Fragen und vertreten sie vor Gericht.
Selbständig
Als selbständiger Anwalt hast Du den Vorteil, unabhängig von Vorgesetzten arbeiten zu können und ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Du musst dich jedoch auch um Neumandate kümmern. Wenn du das nicht tust, bekommst du keine neuen Mandanten. Das ist allerdings die Grundlage einer jeden Selbstständigkeit und sollte dich per se nicht abschrecken. Ein weiterer Vorteil ist natürlich das finanzielle, es garantiert dir zwar niemand, dass du reich wirst. Allerdings arbeitest du immer in deine eigene Tasche.
Angestellt
Als angestellter Anwalt bist Du Mitarbeiter in einer kleinen oder großen Kanzlei. Gerade in Großkanzleien wird viel gefordert und die Arbeitszeiten sind überdurchschnittlich lang. Im Gegenzug werden dafür aber sehr hohe Einstiegsgehälter gezahlt und man arbeitet an wirklichen Großprojekten. Um in einer Großkanzlei eingestellt zu werden, wird meist ein Prädikatsexamen benötigt.
Generell können Rechtsanwälte deutlich mehr als Richter oder Staatsanwälte verdienen. Das Gehalt hängt vor allem von Faktoren wie Kanzleigröße, Mandantenanzahl und Konkurrenz ab. Dafür ist die Jobsicherheit aber geringer als im Staatsdienst.
Verwaltungsjurist*in
Eine weitere Position im Beamten-Verhältnis. Verwaltungsjuristen arbeiten meist als Vorgesetzte in einer Behörde. Deine Aufgabe besteht hier überwiegend darin, interne Rechtsfragen für die jeweilige Verwaltung zu beantworten, zum Beispiel im Bau- oder Kommunalrecht.
Ein Vorteil dieses Berufes ist vor allem die geregelte Work-Life-Balance. Damit lassen sich Arbeit und Familienleben deutlich einfacher gestalten als in einem Rechtsanwaltsjob. Zudem ist der Beruf durch die Verbeamtung auch sehr sicher. Der Job passt also zu denjenigen, die der Familie in ihrem späteren Berufsleben einen hohen Stellenwert einräumen möchten. Man erhält eine äußerst sichere Stelle, muss dafür aber auch bereit sein, auf das ganz große Geld zu verzichten.
Unternehmensjurist*in
Im Gegensatz zum Beruf des Rechtsanwalts hat ein Unternehmensjurist*in nur einen Mandanten zu betreuen: Das Unternehmen, in dem er/sie arbeitet.
Du bist in einer Rechtsabteilung tätig und hast die Aufgabe, die Firma bei rechtlichen Fragen zu beraten. Dabei überprüfst, aus welchen Projekten sich rechtliche Probleme ergeben könnten und eigene juristische Einschätzungen geben.
Der Beruf hat den Vorteil, dass man gestaltend an Entwicklungen im Betrieb mitwirkt. Ein Syndikus Anwalt ist auch nur sehr selten vor Gericht und hat oftmals vielseitige Aufstiegsmöglichkeiten. Zum Beispiel kann er Vorstand oder Aufsichtsratsmitglied werden. Je nach Unternehmen können die Gehälter auch deutlich über denen im Staatsdienst liegen. Auf der anderen Seite ist jedoch die Sicherheit des Arbeitsplatzes in der freien Wirtschaft geringer.
Notar*in
Du verhältst dich gerne unparteiisch, hast Freude am Zivilrecht und bist geübt im Umgang mit Menschen? Dann könnte der Beruf des Notars Dir vielleicht liegen.
Als Notar ist deine Aufgabe primär der Entwurf und die Gestaltung von Verträgen. Dabei musst Du als unabhängiger Dritter zwischen zwei Parteien vermitteln und beide Interessen berücksichtigen. Auch die rechtliche Beratung der Parteien zählt hierbei zu den Aufgaben.
Durch die große Bandbereite der Rechtsgebiete ist der Beruf äußerst vielseitig. Von Gesellschaftsrecht über Familien-und Erbrecht bis hin zum Immobilienrecht wirst Du mit allem konfrontiert, was das Zivilrecht zu bieten hat. Daneben beurkundet ein Notar Verträge. Konkret gesprochen wirstDu also zum Beispiel Grundstückskaufverträge beurkunden und Erbverträge aufsetzen.
Die Einsteigschancen sind unterschiedlich. Insbesondere in Bayern ist es ausschließlich den Besten der Besten vorbehalten den Beruf des Notars zu ergreifen. In anderen Bundesländern ist z.B. eine Notar's-Prüfung nötig.
Journalist*in
Vielleicht hast Du neben deinem Studium schon einmal Zeitungsartikel verfasst. Oder noch zu Schulzeiten in der Schülerzeitung mitgeschrieben, weil Du dich für Journalismus begeistert. Das Jura-Studium eröffnet Dir auch die Möglichkeit, in diesem Bereich zu arbeiten. Du hast gegenüber studierten Journalisten sogar noch den Vorteil, dass Du Experte für alle juristischen Themen bist und die Materie verstehst.
Deine Aufgabe wäre beispielsweise die Redaktionsarbeit für das Fernsehen oder Zeitungen. Man recherchiert zu aktuellen rechtlichen Problemen in der Politik und berichtet über Gerichtsprozesse und Urteile. Gerade für politisch Interessierte ist der Beruf gut geeignet. Du solltest außerdem Spaß am Schreiben haben. Das Schöne an dem Beruf ist, dass man stets bestens über das aktuelle rechtliche Geschehen informiert ist.
Dozent*in
Wer Spaß an der Weiterentwicklung von Recht durch eigene Forschungen hat, dem könnte eine Tätigkeit als Dozent*in liegen. Eine Hauptaufgabe neben der Forschung ist für einen Professor die Lehre an der Universität. Es sollte Dir also auch Spaß machen, jüngeren Menschen Recht zu erklären und sie dafür zu begeistern. Du kannst Diskussionen mit Studierenden führen und hast die Freiheit, auch intensiver über rechtliche Fragen nachzudenken. Man ist zwar nicht in der Rechtspraxis tätig. Jedoch muss man sich aber auch nicht mit Akten befassen.
Neben dem Beruf des Professors besteht auch die Möglichkeit, als angestellter oder selbständiger Repetitor zu arbeiten. Sie haben die Aufgabe, Examenskandidaten bestmöglich auf ihre anstehenden Klausuren vorzubereiten. Bei letzterem sind teils extreme finanzielle Verdienste möglich.
Voraussetzung für beide Berufe ist ein Prädikatsexamen. Für den Beruf des Professors musst Du außerdem promoviert haben und dich anschließend an einer Universität habilitieren.
Polizist*in
Polizist*in werden mit einem Jura-Studium, macht das Sinn? Klar! Wenn Du ein abgeschlossenes Jura-Studium mit zwei Staatsexamina hast, steht es Dir auch offen, Karriere als Führungskraft bei der Polizei zu machen. Sie ist als Teil der Exekutive für die Wahrung des Rechtsstaates und die Durchsetzung von Recht zuständig. Du lernst mit einer Waffe umzugehen, trägst Uniform und kannst dich mit den verschiedensten Themengebieten beschäftigen. Dazu zählen Verkehr oder Kriminalität.
Die vielen Rechtsgebiete und der hohe Praxisbezug lassen den Job gerade für diejenigen, die gerne praktisch arbeiten und Abwechslung im Berufsalltag mögen, äußerst spannend erscheinen. Außerdem erhältst Du einen Beamtenstatus und damit einen sicheren Job.
Wie Du siehst, steht Dir mit einem abgeschlossenen Jura-Studium die Berufswelt offen. Abgesehen von den hier aufgelisteten Berufen gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten. Motiviere dich also selbst und lass dich von Rückschlägen nicht unterkriegen. Es lohnt sich, dran zu bleiben.